Der Kunst ihre Zeit…
Temporalität, Reziprozität und Konnektivität in den Akteurswelten der Neuen Auftraggeber
Judith Laister
Der Text der Kulturanthropologin Judith Laister widmet sich der Akteurswelt der Neuen Auftraggeber aus kulturanalytischer Perspektive. Er fragt, welche unterschiedlichen Akteur*innen in den Projekten aufeinandertreffen, wie Zusammenhalt zwischen ihnen hergestellt wird und wo Kontroversen, Risse und Brüche auftreten.
Als zentrales "Übersetzungsmoment" (Impuls, der Zusammenhalt in den komplexen Akteurs-Konstellationen bewirkt) diskutiert der Text – neben Kapital, Raum-Atmosphären, Wir-Versprechen, Bildern, Worten und verbindenden Tätigkeiten – verschiedene Facetten des Faktors Zeit.
Für ihre Untersuchung führte Judith Laister Interviews mit Mitwirkenden im Programm Neue Auftraggeber, studierte Protokolle und analysierte aktuelle Projektprozesse. Judith Laister (*1972) forscht und lehrt am Institut für Kulturanthropologie der Universität Graz. Sie hat Europäische Ethnologie, Kunstgeschichte und Bildnerische Erziehung studiert und widmet sich der Verknüpfung dieser Felder in Theorie und Praxis. Dabei geht sie immer wieder auch „Ästhetische Allianzen“ ein, um gleichzeitig über und mit Akteur*innen aus dem künstlerischen Feld zu forschen und zu intervenieren.
Einleitung: Der Zeit ihre Kunst…
„Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit.“ 1 Der Wahlspruch der Wiener Secession, Ende des 19. Jahrhunderts von Ludwig Hevesi formuliert und in goldenen, weithin sichtbaren Lettern auf dem 1897 errichteten Ausstellungsgebäude an der Wienzeile montiert, dient bis heute als Leitmotto zeitgenössischen Kunstschaffens. Nicht Verharren in der Tradition und in Abhängigkeit von dominanten staatlichen, feudalen oder kirchlichen Auftraggebern, sondern Autonomie, Transformation und Dynamik galten als Gebote der Stunde.
Mit Bezug auf Pierre Bourdieus ästhetische Theorie der Moderne, die das künstlerische Feld seit dem späten 18. Jahrhundert vor allem auch als Austragungsort sozialer Kämpfe um Emanzipation und Distinktion rahmt, erweist sich der Ruf nach Freiheit und Temporalität gleichzeitig als Ausdruck der „doppelten Buchführung“ (Bourdieu 1992/97, 51) der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft. Demnach soll Kunst in klarer Abgrenzung zu feudaler, sakraler oder staatlicher Auftragsvergabe von jeglichem Schein ökonomischer wie politischer Abhängigkeit befreit und als Schauplatz bürgerlicher Subjektivierung und Identitätsbildung wirken. Wenn der Zeit ihre Kunst und der Kunst ihre Freiheit – im Sinne eines sozialen Handlungsraums der „nicht-ökonomischen, uneigennützigen Beziehungen“ (Bourdieu 1992/97, 51) – abverlangt wird, so stellt sich vor diesem theoretischen und sozialhistorischen Hintergrund sowie aus der Perspektive einer ästhetischen Anthropologie (Greverus 2005, Laister 2018) stets auch die Frage: Welche Kunst? Welche Freiheit? Und vor allem auch: Kunst und Freiheit für wen – und wozu?
Mit dem Titel Der Kunst ihre Zeit… spielt der vorliegende Text gezielt auf das Wiener Secessions-Motto und seine ästhetischen wie sozialen Implikationen an, stellt es auf den Kopf und konfrontiert es – 120 Jahre später – mit einer zeitgenössischen künstlerischen Initiative: den Nouveaux Commanditaires bzw. den Neuen Auftraggebern (NA) 2. „Wie lautet Ihr Auftrag?“ Am Anfang jedes NA-Projekts steht eine einfache Frage, die ein komplexes, weit verzweigtes Feld an Diskursen und Praktiken, an heterogenen menschlichen und nicht-menschlichen Akteur*innen, an politischen Haltungen und ästhetischen Positionierungen aufspannt. Adressat*innen der Frage sind all jene, die durch die Beauftragung eines Kunstwerks in ihr alltägliches Lebensumfeld intervenieren wollen: „Neue Auftraggeber sind Menschen, die etwas verändern wollen. Sie beauftragen Künstlerinnen und Künstler damit, Kunstwerke zu entwickeln, die in ihrer Stadt oder ihrem Dorf Antworten auf drängende Fragen geben.“ 3 Aufträge können dabei unterschiedliche, auch hybrid ineinander verschränkte Sparten adressieren: Design, Architektur, Stadtplanung und Landschaftsgestaltung ebenso wie Fotografie, Film, Malerei, Skulptur, Installation, Performance und Aktionskunst oder auch Musik, Theater, Literatur und Netzkunst.
Die Trennung der klassischen Sparten in angewandte, bildende, darstellende und literarische Künste wird ebenso neu verhandelt wie die gewohnte Positionierung von Auftraggeber*innen an privilegierten Orten des sozialen Raums. Nicht kapitalstarke Akteur*innen der gesellschaftlichen Elite, nicht dominante Institutionen, Staat oder Kirche sollen Kunst in Auftrag geben, sondern – so die Idee – jede Bürgerin und jeder Bürger darf sich fragen: „Was ist mir wichtig? Was soll sich vor meiner Haustür verändern? Wo werden meine Wünsche nicht gehört? Was fehlt in unserem Lebensfeld? Wovor verschließen wir die Augen? Und wie finden wir als Gemeinschaft zusammen?“ Ob Krankenschwestern, Obdachlose, Studierende, Jugendliche, Arbeitsuchende oder Anrainer*innen, im Dorf oder in der Metropole: „(…) wer, wenn nicht Sie, weiß was vor Ort wichtig ist“ 4 und begibt sich entlang dieser Dringlichkeit in einen kooperativen Gestaltungsprozess mit zumeist etablierten Kunstschaffenden.
Neben den Auftraggeber-Gruppen (AG) und den Künstler*innen spielen im first circle 5 eines NA-Projekts die sogenannten Mediator*innen eine Schlüsselrolle. Als Mitwirkende im NA-Netzwerk besteht ihre/seine Aufgabe zuallererst darin, aktive Bürger*innen auf dem Weg von einer losen Idee bis zur Realisierung eines konkreten Werks zu begleiten. Wesentliche Schritte in diesem oft mehrere Jahre dauernden Prozess sind die Identifikation eines signifikanten Themas, die Formulierung eines klaren Auftrags, die Auswahl von Umsetzungsmedium und Kunstschaffenden, die Akquise von Fördergeldern, das Einholen von Genehmigungen sowie die Realisierung des Werks und seine öffentliche Legitimation als sozial relevantes Gemeingut. In diesem Prozess verflechtet sich der erste sukzessive mit dem zweiten Akteurskreis. „Was dabei entsteht“, so die Idee, „sind gemeinnützige, öffentliche und nicht kommerzielle Kulturgüter“ 6 – von Comics oder Geschichten über eine Website oder einen Film bis hin zu Skulpturen im öffentlichen Raum, Platz- oder Grünraumgestaltungen.
Die Gestaltung des Auftragswerks steht dabei in unabdingbarer Wechselbeziehung mit der Gestaltung sozialer Relationen zwischen den heterogenen Teilen der weit verzweigten Akteurskreise eines NA-Projekts. Diese komplexe Kommunikations- und zeitintensive Beziehungsarbeit oder – wie weiter unten als theoretische Denkfigur in Anlehnung an Michel Callon vorgeschlagen wird – diese Übersetzungsarbeit begleiten und strukturieren in weiten Teilen die NA-Mediator*innen. Sie agieren als Vermittler*innen und Dolmetscher*innen zwischen den diversen Akteursgruppen mit deren diversen sozialräumlichen Positionierungen und Besitzständen an ökonomischem, sozialem und kulturellem bzw. moralischem Kapital. Zum Einsatz und Austausch kommt dabei vor allem auch jenes Kapital, das Alexa Färber (2014) mit Blick auf die Motivation zu bürgerschaftlichem Engagement in Berliner Mieterinitiativen unter dem Aspekt seiner potentiellen Mehrfachcodierung analysiert, nämlich Zeit. Diesem Faktor kommt vor dem Hintergrund der zentralen Fragestellung nach den verbindenden bzw. spaltenden Impulsen („Übersetzungsmomente“) in den NA-Akteurswelten besondere Aufmerksamkeit zu. 7
Michel Callon: Theorie der Übersetzungsmomente
Mit dem Begriff der Übersetzung („la traduction“), der in diesem Text als zentrale Denkfigur zur Analyse der Akteurskonstellationen in NA-Projekten eingesetzt wird, bezeichnet der französische Sozialwissenschaftler Michel Callon (1980/2006; Latour 2005/2010) das Herstellen von Konnektivität zwischen den heterogenen Teilen einer Akteurswelt. Dabei untersucht er am Beispiel wissenschaftlicher Forschungs-Konstellationen die „Schaffung von Konvergenzen und Homologien“, die „zuvor verschiedene Dinge verbindet“ (Callon 1980/2006, 66), wobei er vier einander überlappende „Momente“ der Übersetzung unterscheidet:
(1) Problematisierung: die Forschenden machen sich unentbehrlich, indem sie durch entsprechende Fragestellungen unsicheres Wissen identifizieren und andere Akteur*innen von der Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Erforschung sowie der gemeinsamen Lösung eines Problems überzeugen.
(2) Interessement: die Forschenden bestimmten für bzw. mit ihren Alliierten (dem „System von Allianzen oder Assoziationen zwischen Entitäten“) (Callon, 1986/2006, 150) der Problematisierung entsprechende Rollen und festigen diese Positionen, indem sie Interesse für ihr Anliegen generieren.
(3) Enrolment: die Forschenden koordinieren die Beziehungen zwischen den eingenommenen Rollen, wobei durch erfolgreiches Enrolment die Akteur*innen ihre Rollen akzeptieren, an sie glauben und damit das von den Forschenden initiierte Bündnis mittragen.
(4) Mobilisierung/Aktivierung: die verschiedenen Akteur*innen geraten nachhaltig in Bewegung und unterstützen die Forschenden aktiv bei ihren Anliegen.
Am Ende der vier Momente des Übersetzungsprozesses sind die Akteur*innen so geformt, dass ein „Netzwerk von Beziehungen“ geknüpft ist, wobei „dieser Konsens und die dadurch implizierten Allianzen (…) jedoch jederzeit angefochten“ (Callon 1986/2006, 164), und nur durch zeitintensive Interaktionen wieder stabilisiert werden können. „Übersetzen“, so Callon, „bedeutet Verschieben“ – in physisch-räumlicher wie in metaphorischer Bedeutung, erzeugt durch interne oder externe Widerstände, strategisch eingesetzt oder auch ungewollt geschehen.
Problematisieren und Interesse wecken: „Was ist das Problem?“
Ein Blick durch Callons theoretische Brille der vier Übersetzungsmomente (Problematisierung, Interessement, Enrolment, Mobilisierung/Aktivierung) erweist sich auch für die Analyse der hochkomplexen Akteurskonstellationen in NA-Projekten als passfähig und produktiv. Grundvoraussetzung für die Stiftung von Zusammenhalt und damit initiales Übersetzungsmoment ist die Identifikation von einem bzw. mit einem signifikanten, verbindenden Themen- bzw. Aktionsfeld. Dieses wird auf der Meta-Ebene von Organisation und Protokoll der NA als Wunsch nach einer kollektiven, allen – und nicht nur privilegierten – sozialen Akteur*innen offenstehenden Intervention in ein gegebenes soziales und räumliches Umfeld benannt. Als Auftraggeber*innen gelten „ausnahmslos alle Menschen an jedem Ort der Zivilgesellschaft“, die „gemeinsam und gleichberechtigt“ gesellschaftliche Verantwortung übernehmen.
„Das Kunstwerk – nunmehr selbst ein Akteur des öffentlichen Lebens – ist nicht länger nur Sinnbild künstlerischer Individualität, sondern Ausdruck des Willens autonomer Personen ein Gemeinwesen zu bilden, indem sie der zeitgenössischen Kreativität kollektive Bedeutung verleihen.“ (Hers 1990)
Für eine erfolgreiche, das heißt bindungsstarke Umsetzung der im Protokoll festgehaltenen Problematisierung auf Mikro-Ebene der einzelnen Projekte bedarf es zuallererst der Identifikation, des aktiven Mittragens und kreativen Entfaltens eines Problemfeldes durch engagierte Bürger*innen. Ihr Interesse an einer gemeinschaftlichen Arbeit für ihr jeweiliges lokales Umfeld gilt es zu unterstützen oder zu stimulieren (Interessement). Das Sprechen über Kunst kann in dieser frühen Phase eine wesentliche und produktive Position einnehmen, sofern ein Kunstwerk als begehrtes Gut, die Mitgestaltung daran als Distinktionsgewinn oder seine Wirkung als wertvoll („Wenn dann nichts hilft, dann hilft vielleicht Kunst.“, Mediator*in) betrachtet werden kann. Es kann aber auch eine ambivalente Rolle spielen, wenn Kunst entsprechend der kulturellen und sozialen Konditionierung der AG als elitäre Sphäre gerahmt wird und damit (noch) kaum Identifikationsmöglichkeiten bietet.
Als Leitimpuls, der Interesse an einer gemeinsamen Themenstellung erzeugt und in weiterer Folge Zusammenhalt stiftet, erweist sich der „Leidensdruck“ (Mediator*in) – der Schmerz, die Wut oder die Unzufriedenheit – einzelner Bürger*innen bzw. Gruppen in Bezug auf die vorherrschenden Verhältnisse ihres Lebensumfeldes. Wo der Wunsch nach Veränderung groß ist, entwickelt sich eher eine soziale Dynamik zur Allianzbildung als an Orten weitgehender Sättigung und Zufriedenheit. Beispiele für solche verbindenden Impulse sind Interessen wie: dem negativen, falschen oder fehlenden Image einer Gegend, dem drohenden Verfall eines Gebäudes bzw. einer Ortschaft etwas entgegenzusetzen, den Leerstand von Geschäften mit neuen Aktivitäten zu füllen, eine fehlende Ortsmitte zu markieren, die spezifische Charakteristik eines Landstriches sichtbar zu machen, die Leistung von Menschen zu honorieren, die Identität einer Region zu befragen oder soziale Treffpunkte zu schaffen.
Das Sondieren eines spezifischen Interesses – von Wünschen und Bedürfnisfeldern eines Kollektivs – steht damit am Beginn jedes NA-Projekts. Welches Interesse ist vorhanden? Welche gemeinsamen Werte lassen sich identifizieren? Und wie lassen sich diese – falls sie auseinandergehen – dennoch zu einer gemeinsamen Initiative bündeln? Für diese Projektphase sind dabei nicht nur die Interessen des ersten Akteurs-Kreises mit Fokus auf die AG für den weiteren Übersetzungsprozess zentral, sondern auch der Einfluss von Akteur*innen aus dem second circle, wie etwa Bürger*innen oder Initiativen außerhalb der AG, die möglicherweise andere Interessen vertreten.
Enrolment und Mobilisierung/Aktivierung: „Wirklich, wirklich wollen“
Neben den von Michel Callon als Problematisierung und Interessement angeführten, initialen Übersetzungsmomenten braucht jede von differenten Teilnehmenden geprägte Akteurswelt klare Rollenverteilungen und -übernahmen sowie eine nachhaltige Mobilisierung/Aktivierung der Akteur*innen. Auch im Protokoll der NA wird dem Enrolment ein zentraler Stellenwert eingeräumt, wobei den Mediator*innen eine vermittelnde und verbindende Position in und zwischen den heterogenen Akteurskreisen eines Projekts zukommt.
„Das Protokoll der neuen Aufraggeber beschreibt die Rollen verschiedener Akteur*innen und Akteure und ihre jeweilige Verantwortung in einem gemeinsamen Prozess, der die Entstehung von Kunstwerken jedweder Art zum Ziel hat. (…) Den Mediatorinnen und Mediatoren, deren Aufgabe darin besteht, Kunstwerke und Öffentlichkeit miteinander zu verbinden, empfiehlt das Protokoll, das gleiche mit Menschen zu tun: Verbindungen zwischen der Künstlerin, dem Auftraggeber und allen anderen beteiligten Akteurinnen und Akteuren zu schaffen. Die Mediatorin oder der Mediator organisiert ihre Zusammenarbeit.“ (Hers 1990)
Die „verschiedenen Akteur*innen und Akteure“, deren Zusammenarbeit die Mediator*innen organisieren, umfassen dabei sowohl menschliche als auch nicht-menschliche Akteur*innen. Konkret benannt werden im Protokoll die „Auftraggeber“ („Menschen an jedem Ort der Zivilgesellschaft“), „Künstlerin und Künstler“, „gewählte Volksvertretende“, „Verantwortliche in privaten und öffentlichen Einrichtungen“ sowie „Forscherinnen und Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen“. Dezidiert als „Akteur des öffentlichen Lebens“ bezeichnet wird, wie weiter oben bereits angeführt, auch das Kunstwerk, das – „finanziert durch private und öffentliche Subventionen (…) zum Gemeinschaftseigentum“ wird: „Sein Wert entspricht nicht mehr dem Marktwert, sondern liegt in dem Gebrauch, den die Gemeinschaft von ihm macht, und in der symbolischen Relevanz, die sie ihm beimisst.“ (Hers 1990)
Das im Protokoll der NA festgehaltene Enrolment bildet die Basis für die Mobilisierung und Aktivierung der Akteur*innen im Sinne einer „Initiativdemokratie (…), damit das Kunstwerk seinen Weg in die Gemeinschaft finden kann.“ Wie bei Callons Beispiel von Akteursnetzen im Bereich der Sozialforschung bemisst sich auch bei NA-Projekten der Erfolg am Verhältnis zwischen Mobilisierung und Zusammenhalt, das heißt daran, wie weit alle Beteiligten in Bewegung geraten, ein Anliegen (im Falle der NA: einen Auftrag) unterstützen und dabei gemeinsam an einem Strang ziehen. Callons Feststellung, dass im Verlauf des Übersetzungsprozesses, der die Akteur*innen zu einem Netzwerk von Beziehungen formt, erzeugter Konsens jederzeit angefochten, gefährdet, aber durch Verhandlungen auch wieder stabilisiert werden kann, findet sich auch im Protokoll der NA als integraler Bestandteil samt Handlungsanweisung wieder. Schließlich gilt es, so die pragmatische Einschätzung, ein heterogenes Feld an Interessen produktiv zu bearbeiten bzw. über die Figur der Mediator*innen zu moderieren.
„Indem alle Beteiligten darin übereinkommen, Verantwortung gemeinsam und gleichberechtigt zu übernehmen, erklären sie sich auch einverstanden, Spannungen und Konflikte, wie sie im öffentlichen Leben einer demokratischen Gesellschaft notwendig entstehen, durch Verhandlungen miteinander zu lösen.“ (Hers 1990)
Gerade in den jederzeit möglichen und auch erwarteten Phasen der Kontroverse nehmen die Mediator*innen eine zentrale Funktion ein – als Vermittler*innen oder, um mit Bezugnahme auf Callon zu sprechen, als Übersetzer*innen. Sie sind es nicht nur, die engagierte Bürger*innen bei ihren Anliegen unterstützen und Verbindungspersonen vor Ort ausfindig machen. Ihre Aufgabe ist es auch, polarisierende Akteur*innen entsprechend zu berücksichtigen und die Rolle der Künstler*innen im Kontext des Gesamtprojekts einzuschätzen. Da die Umsetzung des Auftrags nicht als „Egotrip“ (Mediator*in) einer Künstler*in, jedoch unter Anerkennung wie auch strategischer Nutzung dominanter Regeln des künstlerischen Feldes vorgesehen ist (Bekanntheitsgrad, Marktwert, Qualität, Autonomieanspruch usw.), gilt es passfähige Akteur*innen für den künstlerischen Gestaltungsprozess im gegebenen Kontext zu sondieren. Dies stellt für die zumeist in Regionen abseits der Kunstmetropolen verorteten NA-Projekte insofern eine Herausforderung dar, als sozialräumliche Distinktionsmechanismen und ungleiche Aufmerksamkeitsökonomien zwischen Provinz und Zentrum, lokalen Initiativen und global agierenden Stars das künstlerische Feld nach wie vor prägen.
Der Konnektivitätsgrad in den Phasen des Enrolment und der Mobilisierung – im Sinne einer starken Formierung engagierter BürgerInnen zu einer AG der NA – steht auch in Zusammenhang mit den Handlungskonventionen der Akteur*innen. Als verbindender bzw. spaltender Impuls erweist sich gerade in diesen frühen Projektetappen das jeweilige soziale Selbstbild der Beteiligten. Wo ein Selbstverständnis der Eigeninitiative bereits gegeben ist, sich Menschen als handlungsbemächtigt erachten und das Modell der NA vertraut oder zumindest schlüssig erscheint (ein Kunstwerk im Sinne einer sozialen und räumlichen Interventionen zu beauftragen und im Austausch mit Künstler*innen zu entwickeln), gestalten sich Enrolment-/Mobilisierung anders als bei sozialen Akteur*innen mit geringer Vorstellung von eigeninitiativer Problemfindung und Auftragsvergabe.
Gleichzeitig können – und sollen sich – gerade diese Selbstbilder im Projektverlauf verändern. Akteur*innen mit unscharfen Rollenbildern vermögen sich zu solchen mit klaren Vorstellungen von ihrem Aktionsfeld in einem NA-Projekt entwickeln – oder solche mit anfänglich deutlich ausgeprägter Positionierung können aufgrund gescheiterter Erwartungen an sich bzw. ihre Rolle im Projekt die AG verlassen. Vor diesem Hintergrund lässt sich der gesamte Übersetzungsprozess, der – wie auch die Callon´sche Definition nahelegt – auf permanenter Veränderung beruht, als ästhetische Grundidee der NA identifizieren. Kunst meint nicht im modernistischen Sinne ein in sich geschlossenes Endprodukt, sondern umfasst alle sozialen Gestaltungsprozesse, die sich auf dem Weg zur Realisierung des Werks – und vor allem auch nach der Realisierung des physisch-greifbaren Werks – ereignen. Auch das Scheitern bildet einen möglichen und legitimen Bestandteil jedes NA-Projektes. Es muss im übergeordneten Zusammenhang des NA-Netzwerkes – und mit Verweis auf prominente Beispiele – nicht notwendigerweise als Niederlage gelten, sondern kann auch als lehrreicher Prozess gerahmt werden. Wie sich Akteur*innen auf diesem langen Weg „anfixen“ (Mediator*in) lassen, wie sie begeistert, überzeugt, neugierig und zur Übernahme von Verantwortung für ein Projekt bereit werden, steht im Zentrum des nächsten Kapitels.
Callon extended: Übersetzungsmomente – Formen und Modi
Während sich Michel Callon in seiner Theorie der Übersetzungsmomente der Konzeption der vier ineinander verschränkten Translations-Stufen (Identifikation eines Problems, Erzeugen von Interesse, Vergabe/Übernahme von Rollen, anhaltende Mobilisierung/Aktivierung) widmet, fragt der vorliegende Text nach der konkreten Ausformung dieser Impulse zur Herstellung von Zusammenhalt zwischen den heterogenen Teilen einer NA-Akteurswelt. Was fixt Akteur*innen in der alltäglichen Praxis von NA-Projekten an? Was macht sie neugierig, motiviert sie mitzumachen und dabeizubleiben?
Das „Wie“ der Übersetzung lässt sich entlang des empirischen Materials in sechs signifikante Kategorien einteilen: Verbindend – bzw. spaltend – wirken (1) das Kapital (mit Pierre Bourdieu gedacht als ökonomisches, soziales und kulturelles/moralisches Kapital), über das die beteiligten Akteur*innen in einem NA-Projekt verfügen bzw. das sie akquirieren können; (2) die Raum-Atmosphären, die wirksam sind – vorgefunden wie gezielt inszeniert; (3) das Versprechen eines „Wir“ im Sinne einer imaginierten Gemeinschaft, die den Akteur*innen gleichberechtigte Teilhabe, Mitentscheidung und Anerkennung in Aussicht stellt; (4) Bildakte (Bredekamp 2010/2015 ), die über visuelle Artefakte Kommunikation lenken und verbindend wirken; (5) Sprechakte, die in Form von gesprochenen und geschriebenen Worten Zusammenhalt herstellen; und (6) kollektivierende Tätigkeiten wie gemeinsames Essen, Trinken, Spielen oder Spazierengehen. Als siebtes, transversales und allen anderen inhärentes Übersetzungsmoment gilt der Faktor Zeit, der durchgehend Erwähnung finden und abschließend gesondert betrachtet und gewendet wird.
Kapital – ökonomisch, sozial, kulturell, moralisch: „nicht nur, um jetzt Geld zu verdienen…“
Ein forschender Blick in verschiedene NA-Projekte bestätigt, was auch Untersuchungen zu anderen relationalen – das heißt auf die Herstellung von Beziehungen zwischen verschiedenen Akteursgruppen (Bourriaud 1998/2002) orientierten – künstlerischen Prozessen ergeben haben (Laister 2020): Kapital, mit Bourdieu (1992/97) in seiner Ausformung als ökonomisches, soziales und kulturelles bzw. moralisches Kapital konzipiert, prägt den Grad an Zusammenhalt zwischen den verschiedenen Akteur*innen.
Ökonomisches Kapital spielt entsprechend der doppelten Buchführung der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft und ihrem dominanten Ideal von Kunst als Reich der uneigennützigen, nicht-ökonomischen Beziehungen eine wesentliche, wenngleich von „Verschleierung oder, besser, Euphemisierung“ (Bourdieu 1992/1997, 50) geprägte Rolle. Die Grundvoraussetzung für die Durchführung eines NA-Projekts bildet das ehrenamtliche Engagement aktiver Bürger*innen, die quasi als Lohn das von ihnen beauftragte Kunstwerk in seiner Bestimmung als gesellschaftsrelevantes Gemeingut erhalten. NA-Mediator*innen und Künstler*innen leisten bezahlte Arbeit, wobei neben dem ökonomischen „noch etwas anderes an einem Interesse“ (Mediator*in) zur Mitarbeit an NA-Projekten motiviert. Dieses „Andere an einem Interesse“ – wie etwa „Leidenschaft, Verantwortungsgefühl, Neugier“ oder „die Schönheit der sozialen Aufgabe“(Mediator*in) – führt aufgrund der Komplexität und Unvorhersehbarkeit der Prozesse mitunter zu einem „Engagementüberhang“ (Mediator*in). Entsprechend der Logik des künstlerischen Feldes und der unscharfen Trennung zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeitszeit liegt hier ein potentielles Konfliktfeld vor, das es von Seiten der NA-Organisationen sowie der Mediator*innen stets im Blick zu behalten und auszutarieren gilt.
Darüber hinaus wird ökonomisches Kapital ab dem Zeitpunkt zum bestimmenden Thema, ab dem die Dimensionierung des Auftrags verhandelt wird. Reale Kosten gilt es im ersten Akteurskreis dezidiert mitzudenken, sobald ein Entwurf eingeholt bzw. vorgelegt, ein Kosten- und Finanzierungsplan erstellt sowie in weiterer Folge mit der Akquise von Fördermitteln begonnen wird. In dieser Projektphase erweisen sich Förderzusagen als zentrale Übersetzungsmomente, die nicht nur den Bindungsgrad des inneren Akteurskreises zu stärken, sondern auch Konnektivitäten zwischen first und second circle herzustellen und dadurch stabilisierend auf das Gesamtprojekt einzuwirken vermögen. Gleichzeitig sind im Zuge der ökonomischen Verhandlungen die NA-Mediator*innen mit Herausforderungen konfrontiert, die den Projekt-Zusammenhalt vor allem dann auf die Probe stellen, wenn ökonomisch fundierte Erwartungshaltungen der AG enttäuscht werden – etwa durch schwierige Förderlagen, Finanzierungs-Absagen und notwendige Re-Dimensionierungen ursprünglicher Umsetzungs-Ideen.
Wiederum ist es der Faktor Zeit, der als grundlegende Projekt-Ressource (um weitere Förderanträge zu stellen, politische Entscheidungen abzuwarten, emotionale Befindlichkeiten zu beruhigen usw.) den Übersetzungsgrad in einem NA-Projekt zu stärken oder zu schwächen vermag.
Neben der Verfügbarkeit von ökonomischem Kapital – und teils in unabdingbarer Wechselwirkung dazu – erweist sich in NA-Projekten die Verfügbarkeit von sozialem Kapital als weiteres signifikantes Übersetzungsmoment. Persönliche Bekannt-, Verwandt- oder Freundschaften mit Akteur*innen aus privilegierten oder für das Projekt nützlichen sozialen Feldern fungieren nicht nur als Türöffner für die Akquise ökonomischen Kapitals – und dienen damit als Impulsgeber für Konnektivität. Sie wirken auch stärkend auf das Beziehungsgefüge innerhalb der Kerngruppe der engagierten Bürger*innen, Mediator*innen und Künstler*innen. Von besonderer Bedeutung für die Stärkung oder Expansion des Akteursnetzes sind dabei bereits vorhandene Verbindungen zu lokalen Expert*innen, administrativ (Bekanntschaften zu Schlüsselfiguren im Bereich der regionalen Verwaltung), technisch (Bekanntschaften zu Firmeninhaber*innen oder Mitarbeiter*innen von Betrieben mit gefragtem technischen Know-how) oder inhaltlich (Bekanntschaften zu Expert*innen eines projektrelevanten Themenfelds).
Soziales Kapital wirkt jedoch nicht nur in Form von vorhandenen Beziehungen konnektiv, sondern auch mit Blick auf die Möglichkeit, durch Teilhabe an einem NA-Projekt soziales Kapital zu akquirieren. Die Aussicht, persönliche Bekanntschaft mit international agierenden Künstler*innen, Lokalpolitiker*innen oder anderen interessanten bzw. sozialräumlich stark positionierten Personen zu schließen, motiviert zu Teilhabe wie Dabeibleiben.
Stabilisierung bringt darüber hinaus das dominante Narrativ der NA, als weit verzweigtes soziales Netzwerk – oder, wie es ein/e Mediator*in formuliert: als „Familie von Überzeugungstätern“ – europa- und auch weltweit Menschen zu verbinden. Vermittelt finden sich diese konnektiven Bilder der internationalen sozialen Kapitalstärke etwa dort, wo auf Web-Sites geografische Karten mit Projekteinträgen oder umfassende Projekt-Listen mit den je beteiligten Akteur*innen diese imaginierte Gemeinschaft sichtbar machen. 8
Rhetorisch verstärkt wird die Konstruktion einer „imagined community“ (Benedict Anderson) zusätzlich durch die verschiedenen Bedeutungsschichten des Ausdrucks „Neue Auftraggeber“, in dem sich das globale soziale Netzwerk, die lokalen Organisationen sowie die regional situierten Gruppen aus engagierten Bürger*innen begrifflich verdichten.
All diese verschieden dimensionierten sozialen Beziehungen – auf Mikroebene der NA-Projekte wie auf Makroebene der globalen Vernetzung – aufzubauen, zu pflegen und stabile Vertrauensverhältnisse herzustellen (vom möglichst frühen Einbinden relevanter Multiplikator*innen und an Bürgerbeteiligung interessierten Politiker*innen, über regelmäßige email-Korrespondenzen zum Stand der Dinge bis hin zum per Du-Sein mit den Kunstschaffenden) braucht wiederum Zeit – sowie entsprechendes kulturelles Kapital. Letzteres ist angesichts der sozialen Heterogenität der Beteiligten ungleich verteilt und bewertet. Es äußert sich im mitunter konfliktträchtigen Nebeneinander von unterschiedlich gelagerten Kulturverständnissen 9 und Wissenslagen 10 und bedarf – um ineinander übersetzt werden zu können – gezielter, produktiver Moderation und Mediation.
Vor allem aber zeigen sich die verschiedenen Facetten kulturellen Kapitals in Form von gelernten Haltungen wie Geduld, Gelassenheit, Durchhaltevermögen, Empathie, Selbstwert oder Resilienz sowie in unterschiedlich gelagertem moralischen Kapital in Form von diversen Wertvorstellungen von Gemeinschaft, Solidarität oder Nachbarschaft. Die in NA-Projekten zirkulierenden kulturellen bzw. moralischen Kapitalwerte erzeugen ein spannungsreiches Kräftefeld, das die gefühlte Universalität der je eigenen Vorstellungen kontinuierlich in Frage stellt und Missverständnisse wie Konflikte mit sich bringt. Die sozialräumlich konditionierte und damit divergierende Verteilung und Bewertung von kultureller und moralischer Bildung vermag die Übersetzungskraft in Projektverläufen dabei auch insofern zu stören, als beteiligte Akteur*innen mit höherem legitimiertem Kulturkapital tendenziell Anspruch auf Deutungsmacht stellen und dabei soziale Hierarchien trotz imaginierter Egalität offensichtlich werden.
Wie bereits mehrfach hervorgehoben: Eine transversale Kapitalform, die quer durch die Projekte und quer durch die Kapitalformen als wesentlich für die Produktion und Reproduktion von Konnektivität und damit als signifikantes Übersetzungsmoment identifiziert werden kann, ist Zeitkapital. Zeit bildet nicht nur die notwendige Voraussetzung für ehrenamtliches Engagement. Sie lässt sich auch auf unterschiedliche Weise verbuchen, wenn investierte Zeit etwa über ihren ökonomischen Wert hinaus als sinnvoller gesellschaftspolitischer Beitrag, individueller (moralischer, sozialer, kultureller) oder projektstrategischer Gewinn codiert werden kann (Färber 2014). So lässt sich die in ein Projekt eingebrachte Zeit durch nicht-monetäre Gegengaben eintauschen, wie etwa Freundschaft oder interessante Kontakte mit besonderen Leuten 11 bzw. mit für den weiteren Projektverlauf relevanten Personen. 12 Investierte Zeit findet auch dort adäquate, nicht-monetäre Reziprozität und wirkt damit als Übersetzungsmoment, wo ihr Einsatz als moralischer Gewinn, als Anerkennung der eigenen Person und des eigenen Tuns durch Andere, als Möglichkeit der schöpferischen, kreativen Entfaltung, als gesellschaftspolitischer Beitrag oder ästhetische Intervention in das unmittelbare Lebensumfeld codiert werden kann. Was bringt – so lautet die Schlüsselfrage für das Übersetzungsmoment Kapital – den jeweiligen Teilnehmenden ihre Investition an Zeit abseits monetärer Entgeltung ein?
Raum-Atmosphären und Wir-Versprechen: „Wo Kunst nicht vermutet wird.“
Die Investition von Zeit-Kapital zur Mitgestaltung des alltäglichen räumlichen – städtischen oder ländlichen – Umfeldes erweist sich als Grundlage für Umsetzung und Erfolg von NA-Projekten. Neben Zeit zeigt sich Raum als signifikantes Übersetzungsmoment, wie allein die Benennung von NA-Projekten nach ihrem räumlichen Handlungsfeld („The New Patrons of Aisne“, „Die Neuen Auftraggeber von Greifswald“, „Die sieben Künste von Pritzwalk“ usw.) sowie die Auseinandersetzung mit konkreten Orten und ihren Atmosphären widerspiegelt. Die Schauplätze befinden sich dabei zumeist abseits pulsierender Zentren: in kleinen Dörfern, unscheinbaren Kleinstädten, in marginalisierten Zonen von größeren Städten und Metropolen oder an Schnittstellen zwischen Zentrum und Peripherie – oft dort, „wo Kunst nicht vermutet wird“, „wo Infrastrukturen verschwinden“, „Identitäten bröseln“ und „Umstrukturierungsherausforderungen“ (Mediator*in) dominieren.
Zahlreiche NA-Projekte widmen sich diesen Räumen, indem sie die Besonderheiten einer Gegend, ihre Gestaltung und Atmosphärik in den Blick nehmen, sichtbarmachen, markieren, schützen oder aber kritisieren und verändern wollen. Der Wunsch nach Gestaltung – etwa durch architektonische oder skulpturale Zeichensetzungen, das Beleben von Leerstand, die Sanierung historischer Bauten oder die Markierung von neuralgischen Zonen – artikuliert sich dabei gleichzeitig als Intention der Gestaltung und Belebung von sozialen Beziehungen vor Ort. Als verbindende Regung dient etwa der Wunsch, einen „Mittelpunkt“ zu schaffen, „etwas, das uns Bedeutung verleiht“, um so einer mit sozialer Distanz und Abwanderung konfrontierten Gegend durch die Einrichtung von Kommunikationszonen wieder Zusammenhalt in Aussicht zu stellen.
Die besondere Bedeutung der Raum-Atmosphärik als Übersetzungsmoment unterstreicht auch der Einsatz von Worten und verbalen Repräsentationen im Projektverlauf, die spezifische räumliche Befindlichkeiten aufgreifen oder evozieren wollen. 13 Und auch in Bildern und visuellen Repräsentationen nimmt die Betonung einer starken Beziehung zwischen Räumen und Menschen eine wiederholt eingesetzte Motivik ein: eine Gruppe von Akteur*innen vor stimmungsvoll inszenierten historischen Bauten, in romantisch anmutenden Landstrichen oder vor anderen markanten Raum-Situationen, die über die Ästhetik des Raumes die Vorstellung von Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft transportieren. Die räumliche Atmosphärik entfaltet sich vor allem dort als wirksames Übersetzungsmoment, wo sie mit verschiedenen Formen eines egalitären, demokratischen Wir-Versprechens verknüpft werden kann – mit dem Versprechen der Partizipation, der Zugehörigkeit und Mitbestimmung, dem Versprechen ein Stimme zu haben, die erhoben werden kann und erhört wird, dem Versprechen der Wertschätzung und Anerkennung.
Diese räumlich gebundenen, vielfach und vielgestaltig transportierten Wir-Versprechen weisen zwar ein hohes Potential an Bindekraft auf. Gleichzeitig bilden sie in besonderer Weise den Nährboden für Ambivalenzen und Übersetzungskonflikte. Die in NA-Projekten vielfach artikulierten Wir-Versprechen erzeugen Erwartungshaltungen, die bei wiederholter Enttäuschung hohe Sprengkraft entfalten können. Vor dem Hintergrund der Ambivalenzen des Wir-Versprechens bilden NA-Mediator*innen immer auch Projektionsfiguren, an denen sich Erwartungshaltungen wie Enttäuschungen festmachen lassen. Als Übersetzer*innen stehen sie vor der Herausforderung, zwischen verschiedenen Ansprüchen sowie zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu jonglieren, das heißt Divergenzen, Auffassungsunterschiede, Konflikte, Diskussionen und Kontroversen – entsprechend dem Protokoll der NA (vgl. weiter oben) – als integralen Bestandteil des Kommunikations-Prozesses mit zu kalkulieren und mit zu gestalten. Als Übersetzungswerkzeug dient etwa die soziale Integrations- und Kohäsionskraft festlicher Zusammenkünfte und anderer ritueller Praktiken, indem vor Ort wirksame, bestehende Gepflogenheiten identifiziert und aktiviert oder neue kreiert werden (z.B. Abschiednehmen von einem vertrauten Gebäude).
Das Versprechen eines Wir lässt sich darüber hinaus durch lokale „Verbindungspersonen“ und Vertrauensleute stärken, die nicht polarisieren oder kritisieren, sondern integrativ, ausgleichend und unterstützend wirken. Sie fungieren als erste Ansprechpartner*innen der Mediator*innen vor Ort und wirken in ihrer Rolle – gemeinsam mit der Mediator*in – als personifiziertes Übersetzungsmoment. Als Praktiken der Konnektivität dienen dabei etwa die wiederholte Fragestellung nach dem, was die AG als Gruppe zusammenhält, was sie leistet und was ihr Gewicht und Legitimität verschafft. Durch diese Strategien der Wir-Stärkung lässt sich nicht zuletzt die Bereitschaft der AG stimulieren, zunehmend Eigenverantwortung im Projektverlauf zu übernehmen. Erwartungshaltung und Erwartungsdruck gegenüber den NA-Mediator*innen sowie den Künstler*innen kann durch das gezielte und wiederholte Versprechen eines starken Wir sukzessive minimiert und in die Entwicklung lokaler (Eigen-)Verantwortungsstrukturen transformiert werden.
Als zentraler Impuls dafür dient die gemeinsame Formulierung eines Auftrags, die sich als wirkmächtige Strategie der Suggestion gesellschaftlicher Teilhabe an der Gestaltung von Gesellschaft und Raum erweist. Auch das schriftlich festgelegte Protokoll der NA, das von einer Rhetorik der Gemeinschaft dominiert wird, bildet eine permanent präsente Manifestation des Versprechens eines egalitären, entscheidungs- wie wirkmächtigen Wir.
Sprechakte, Bildakte und Alltagshandlungen: „Eine gemeinsame Sprache, die jeder versteht…“
Das im Verlauf von NA-Projekten kontinuierlich hergestellte Versprechen der sozialen Zugehörigkeit und Mitbestimmung zeigt sich in sprachlichen, bildhaften und alltagspraktischen Ausdrucksformen auf vielfältige Weise. Als Leitfaden und Handlungsanweisung fungiert das bereits mehrfach genannte Protokoll der NA, das eine konzise Übersetzungsrhetorik aufweist und Gemeinschaft, Egalität, (Eigen-)Verantwortung und Aktivität in Aussicht stellt. Die konnektive Sprache der NA manifestiert sich außerdem im gezielten Einsatz von motivierenden Mottos und projektleitenden Schlüsselbegriffen wie auch in der Entwicklung bildhafter Projekttitel und metaphorischer Wendungen, die gemeinschaftsbildende Emotionen erzeugen. Sprachlichen wie bildlichen Formulierungen und Repräsentationen kommt in den konkreten Projektverläufen wie auch auf Web-Sites, in Katalogen oder Veranstaltungsankündigungen eine wertschätzend-verbindende Funktion zu.
Darüber hinaus gilt es, für den Zusammenhalt zwischen den sozialräumlich unterschiedlich positionierten Akteursgruppen in einem NA-Projekt eine Sprache zu suchen, die auf wechselseitiges Verstehen und Vertrauen abzielt. Von Seiten der NA-Mediator*innen wird dabei betont, dass es vor allem für die AG und ihre Identifikation mit dem Projekt von zentraler Bedeutung ist, eine „eigene Sprache“ zu entwickeln, über die sowohl innerhalb des first circle, aber auch nach außen hin kommuniziert wird. Verfügen die Beteiligten über wenig Selbstverständnis in der Artikulation und Verhandlung von Wünschen sowie im öffentlichen Kommunizieren von Ideen und Forderungen, so bedarf es zur Ausbildung dieser gemeinsamen Sprache vor allem wiederum einer Ressource: Zeit.
Die sozial bindende und verbindende Funktion von Worten zeigt sich auch im Gebrauch von gängigen Praktiken der Verschriftlichung wie der Protokollierung von Gesprächen oder der Erstellung schriftlicher Verträge. Als zentrales Übersetzungsmoment wirken Worte und Sprache jedoch durch das Herzstück jedes NA-Projekts: den von der AG gemeinsam mit der Mediator*in schriftlich formulierten und signierten Auftrag, auf den erst die Involvierung der Künstler*innen und der Start des Umsetzungsprozesses folgt.
Auf visueller Ebene zeigt sich der strategische Einsatz von Bildern und bildhaften Artefakten in ihrer Funktion als Übersetzungsmomente nach innen wie nach außen in fotografischen und filmischen Projekt-Dokumentationen. Die Aufnahme von Gruppen- und Einzelporträts der beteiligten Akteur*innen – vor allem der AG mit den NA-Mediator*innen – erfolgt in verschiedenen Projektphasen, oft aufgenommen von professionellen Fotograf*innen und als Konnektivität und Gruppenidentität stiftende wie auch auf Außenwirkung und Raumbezug bedachte Performance inszeniert.
Als bildhafte Übersetzungsmomente wirken darüber hinaus auch Raum-Kartierungen, Zeichnungen, Mindmaps oder grafisch formulierte Diagramme, durch die sich Zusammenhänge komplexitätsreduziert darstellen und damit Bedürfnisse oder Beziehungen vereinfacht festhalten lassen. Sie dienen als visuelle und rhetorische Instrumente, mit denen Zwischenanalysen vermittelt, Strukturierung und Orientierung geboten, Wissen erhoben und damit Verständnis für einen Prozess erzeugt werden kann. Auch vorgefundene Bilder von bereits durchgeführten Projekten sowie Bilder von anderen prominenten Kunstwerken, Skulpturen oder Architekturen spielen eine Rolle als Imaginationsimpulse, die aufgrund ihrer visuellen Strahlkraft gemeinsame Phantasien zu beflügeln vermögen.
Neben diesen begleitenden Produktionen von Fotografien, Bildern und Grafiken als Impulsen für Zusammengehörigkeit spielt konnektive Visualität vor allem in der Phase der Umsetzung des Auftrags durch eine Künstler*in eine zentrale Rolle. Wenngleich zu Beginn eines NA-Projekts oft weniger über Kunst oder Künstler, über Bilder und mögliche visuelle Werkformen gesprochen wird, gewinnt das Bild vom Auftragswerk als Übersetzungsmoment sukzessive an Bedeutung. Skizzen, die das Vorhaben der Umsetzung des formulierten Auftrags – ob Comics, Skulpturen, visuell markante architektonische Setzungen, performative Inszenierungen, das Design von Gemeinschaftsplätzen usw. – veranschaulichen, erlauben einen gemeinsamen Blick in die mögliche Zukunft des Projektverlaufs und vermögen eine starke Verbindung zum Projekt zu schaffen. Wenn eine Künstler*in, so beschreibt es ein/e Mediator*in, „dann noch etwas macht, was sie begeistert, dann sind sie noch mehr verbunden mit einem Projekt, mit dem Anliegen.“
Worte und Bilder, so zeigt ein Streifzug durch verschiedene NA-Projekte, vermögen auf mehreren Ebenen als Übersetzungsmomente zu wirken, so auch auf Ebene der alltäglichen digitalen Kommunikation via e-mail oder Social Media. Doch auch alltägliche, nicht digitale, sondern real-physische Handlungen bilden – abseits von atmosphärischen Raum-Inszenierungen und bildhaften Übersetzungstools – wesentliche Impulse für sozialen Zusammenhalt. Auf der projektspezifischen Tagesordnung stehen etwa gemeinsame Spaziergänge durch die Projektgebiete, gemeinsames Kochen und Essen oder andere alltägliche Tätigkeiten, die Verbindungen zwischen den heterogenen Teilen der weitverzweigten NA-Akteurswelten festigen.
Fazit: Der Kunst ihre Zeit…
Wer im Rahmen eines Projekts der Neuen Auftraggeber gemeinsam isst und trinkt, spazieren geht, für Gruppenporträts posiert, Aufträge formuliert, E-mails schreibt, Treffen organisiert oder Verhandlungen führt, muss sich dafür Zeit nehmen wollen und können. Die Ressource Zeit und die Möglichkeit, für ihren Einsatz entsprechende Anerkennung – sei diese materiell oder symbolisch – zu lukrieren, sind dabei ungleich verteilt. Während die einen von „the luxury of the time“ (Mediator*in) sprechen und Zeit als rares, wertvolles, mehrfach codierbares Gut betrachten können, haben andere zwar ausreichend Zeit, aber keine Möglichkeit, sie symbolisch multipel aufzuladen oder Existenz sichernd einzutauschen. Die scheinbar eindeutig erfassbare, für alle gleich fortschreitende Zeit erweist sich vor diesem Hintergrund als mehrfach uneindeutige Ressource, die nach differenzierter sozialer Bestimmung verlangt – und deren Verfügbarkeit oder Mangel sowohl verbindend als auch trennend zu wirken vermag.
Dieses ambivalente, konnektive wie spaltende Potential von Zeit reflektieren die sozial komplexen, zeitintensiven Prozesse der Neuen Auftraggeber auf verdichtete Weise. Übersetzung – im Sinne des Herstellens von Zusammenhalt zwischen den heterogenen Teilen der NA-Akteurswelten – gelingt vor allem dort, wo sich der hohe Anteil an ehrenamtlichem Zeit-Investment als Gewinn nicht-utilitaristischer Werte wie soziale Zugehörigkeit, Gehörtwerden, Anerkanntsein, Arbeit an der Gesellschaft, an einer gerechteren oder schöneren Welt bzw. als Akquise von sozialem, kulturellem und moralischem Kapital verbuchen lässt. Übersetzungsrisse und -brüche entstehen wiederum dort, wo diese Kompensation nicht möglich ist. In diesem Sinne lässt sich als Motto für die Übersetzungskunst der Neuen Auftraggeber formulieren: Der Kunst ihre Zeit. Der Zeit ihre Wertschätzung.
Literaturverzeichnis
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Mengual, Estelle Zhong und Xavier Douroux (Hg.)(2017): Reclaiming Art. Reshaping Democracy. The New Patrons & Participatory Art, Paris: Les presses du réel.
1 Die ursprünglich französische Initiative Nouveaux Commanditaires benennt sich in anderen Ländern in der jeweiligen Landessprache: Neue Auftraggeber, New Patrons, Nuovi Commitenti, Concomitentes, Nieuwe Opdrachtgevers, usw. Im Folgenden wird das seit 1992 international (vor allem in Frankreich, Belgien und Deutschland) aktive Netzwerk als „NA“ bezeichnet. Wenn von engagierten Bürger*innen als Auftraggeber-Gruppe im Rahmen eines konkreten Projekts die Rede ist, wird diese mit „AG“ (Auftraggeber-Gruppe, im Französischen „Commanditaires“, im Englischen „Patrons“) abgekürzt. Mediator*innen (im Französischen „Le Médiateur“, im Englischen „Mediator“) werden hier aufgrund ihrer Funktion als bezahlte Schlüsselfigur der NA-Organisationen als NA-Mediator*in bezeichnet. Zu den über 500 Projekten sowie zu den national und regional unterschiedlichen, von divergierenden Förderpolitiken und Problemstellungen, sozialräumlichen und demokratiepolitischen Spezifika geprägten Organisationsformen vgl. neueauftraggeber.de sowie www.nouveauxcommanditaires.eu, Zugriff: 22.01.21. Weiters: Mengual und Douroux 2017, Koch 2020.
2 https://neueauftraggeber.de/de/uber-die-neuen-auftraggeber, Zugriff: 22.01.21.
3 https://neueauftraggeber.de/de/uber-die-neuen-auftraggeber
4 Begriff und Definition von first circle und second circle stammen aus einem Gespräch mit einer NA-Mediatorin aus dem französischen Projekt-Kontext. Als first circle betrachtet sie (1) die AG, (2) NA-Mediator*in sowie mit ihr in enger Kommunikation stehende NA-Mitarbeiter*innen sowie (3) die Künstler*in. Der second circle umfasst alle anderen Beteiligten, vor allem: nicht direkt involvierte Bürger*innen und Initiativen des Projektgebiets, Politiker*innen, Verwaltungsbeamt*innen, öffentliche Fördergeber*innen, private Sponsor*innen, Journalist*innen, technische (z.B. Handwerker*innen) wie inhaltliche Professionals (z.B. Wissenschaftler*innen).
5 https://neueauftraggeber.de/de/uber-die-neuen-auftraggeber
6 Der Text basiert auf einem exemplarischen Streifzug durch verschiedene NA-Projekte in Deutschland und Frankreich. Mein besonderer Dank gilt der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber für den tiefen Einblick in ihr Tätigkeitsfeld, in Konzeptpapiere, Gesprächsprotokolle und Notizen, für Interviews sowie für Kontakte zu Akteur*innen des internationalen Netzwerks der Nouveaux Commanditaires. Die Sichtung und Auswertung dieser Unterlagen erfolgte nach den ethischen Richtlinien wissenschaftlicher Datenverarbeitung sowie nach Rücksprache mit den Beteiligten unter vollständiger Wahrung ihrer Anonymität.
7 Vgl. etwa: http://www.nouveauxcommanditaires.eu/en/23/patrons
8 Bildung und Kunst als Ziel und Wert vs. kunstfernen Haltungen, die sich in Aussagen äußert wie „Wozu braucht man Kultur?“, „Kunst ist Mist.“, „Kunst ist mir nach wie vor total egal.“
9 z.B. über regionale Spezifika oder Projektarbeit: Wer hat welches Wissen und welcher Wert kommt diesem Wissen im Projekt zu? Welche Erfahrungen hat jemand im Bereich der Projektarbeit? Wer hat gelernt Verantwortung zu übernehmen, sich eine solche zuzutrauen und diese auch in Krisensituationen weiter zu tragen?
10 z.B. die Bekanntschaft mit Künstler*innen, aber auch der Einblick privilegierter sozialer Akteur*innen in dramatische soziale Milieus sowie in verlassene Landstriche abseits der vertrauten pulsierenden Kunstzentren.
11 Welche Personen und lokalen Initiativen, Vereine etc. müssen mit Blick auf spätere Entscheidungen bereits im Vorfeld kontaktiert, informiert, einbezogen werden? Was bringt mir ein Kontakt mit Vertretern von Behörden wie etwa dem Immobilienverwaltungsamt, dem Tiefbau- und Grünflächenamt, dem Stadtbauamt, dem Kulturamt, dem Denkmalschutz, den Ortsteilvertretern, dem Ortsbeirat, dem Kulturausschuss, dem Schulrat, privaten Eigentümer*innen usw.
12 Oase, märchenhaft, exotische Insel, usw.