Die Neuen Auftraggeber von Wickrath

Auftraggeber*innen: Günter Baldysiak, Annette Breuer, Peter Feron, Barbara Fitzek, Sebastian Leppert, Stephanie Mund, Vanessa Odermatt, Michael Röring


Mediatorin: Kathrin Jentjens


Künstlerin: Kerstin Brätsch


Zeitraum: 2020 fortlaufend


Partner: Kulturstiftung des Bundes

Viele sprechen über den Wandel großer Metropolen. Aber auch die kleinen Städte und Ortsteile verwandeln sich drastisch. Während die Menschen immer mobiler werden und Zusammenkunft und Gemeinschaft im digitalen Raum quer durch die Generationen immer alltäglicher wird, wächst zugleich das Bedürfnis nach neuen analogen Treffpunkten in der unmittelbaren Nähe. Quartiere, Viertel und Stadtteile brauchen Mittelpunkte und neue Begegnungsräume, um Zusammenhalt zu schaffen und Isolation zu verhindern.

In Wickrath, seit 45 Jahren Stadtteil Mönchengladbachs, fehlt ein Zentrum. Die Menschen pendeln in die weiter nördlich gelegene Mitte von Mönchengladbach, wo sich Einkaufsmöglichkeiten und die Verwaltung konzentrieren. Der näherrückende Braunkohletagebau schneidet Wickrath zugleich von Teilen seines Umlandes ab und verstärkt das Gefühl, an den Rand zu rücken.

Auftraggeberinnen Vanessa Odermatt und Barbara Fitzek stehen mit einer weiteren Personauf dem Marktplatz von Wickrath

Auftraggeberinnen Vanessa Odermatt und Barbara Fitzek auf dem Marktplatz

Foto: Florian Wagner
Die Neuen Auftraggeber von Wickrath auf dem Marktplatz

Die Neuen Auftraggeber von Wickrath auf dem Marktplatz

Foto: Florian Wagner
Auftraggeber:innen Stephanie Mund, Michael Röring und Annette Breuer stehen auf dem Marktplatz und winken

Auftraggeber:innen Stephanie Mund, Michael Röring und Annette Breuer auf dem Marktplatz

Foto: Florian Wagner

Das ruft eine bürgerschaftliche Gruppe auf den Plan, die als Neue Auftraggeber in Wickrath einen Anker in den Boden setzen und Wickraths Mitte mit einem von ihnen beauftragten künstlerischen Projekt stärken möchte. Ein neu gestalteter Marktplatz soll die Menschen wieder zusammenführen. Er soll Raum für Begegnungen geben und das Selbstbewusstsein eines Stadtteils ausdrücken, der über 500 Jahre Markt- und Stadtrechte hatte. Vor allem aber soll er architektonisch zur Bühne bürgerschaftlichen Lebens werden.

Ein fester Treffpunkt war der Platz bisher nicht. Im Alltag ist der Marktplatz ein Parkplatz, einmal wöchentlich dient er als Wochenmarkt und ab und zu wird er als Festplatz genutzt. Die Auftraggebergruppe hat einen Vorschlag:

Auftraggeberin Barbara Fitzek steht mit einer weiteren Person am Tisch und unterzeichnet den Auftrag auf dem Wickrather Marktplatz

Auftraggeberin Barbara Fitzek bei der Auftragsunterzeichnung auf dem Wickrather Marktplatz

Foto: Florian Wagner
Neue Auftraggeberin von Wickrath Annette Breuer steht auf dem Marktplatz

Annette Breuer von der Auftraggebergruppe auf dem Wickrather Marktplatz

Foto: Florian Wagner
Auftraggeber Michael Röring auf dem Wickrather Marktplatz

Auftraggeber Michael Röring auf dem Wickrather Marktplatz

Foto: Florian Wagner
Auftraggeber Günter Baldysiak unterzeichnet den Auftrag auf dem Wickrather Marktplatz

Auftraggeber Günter Baldysiak bei der Auftragsunterzeichnung auf dem Wickrather Marktplatz

Foto: Florian Wagner

Direkt neben dem Schloss, der unbestrittenen Sehenswürdigkeit Wickraths, könnte ein urbaner Platz als ebenbürtiges bürgerschaftliches Gegenüber des Barockbaus und als ideelles Zentrum des Stadtteils neu erfunden werden.

Der Marktplatz soll einen Gegenpol zu unserer Mobilität und Eile bilden und als bürgerschaftliches Gegenüber zum Schloss eine Bühne des gesellschaftlichen Lebens werden.

Die Gruppe sucht Antworten auf Fragen, die an vielen Orten relevant sind: Wie kann öffentlicher Raum seine Funktion als Ort der Begegnung in unserer Zeit wahrnehmen? Wie kann ein Platz sich aus seiner bisherigen Nutzung organisch und zeitgemäß weiterentwickeln?

Die Künstlerin Kerstin Brätsch hat den Auftrag der Wickrather Gruppe angenommen. In ihren abstrakten, farbenfrohen und großformatigen Kompositionen verbindet sie Malerei mit anderen Techniken, Medien und Genres. Durch wiederholte Übertragungs- und Transformationsprozesse sowie durch Kollaborationen erweitert sie gängige Definitionen und Zuschreibungen von Malerei, Materialität und Autorschaft. Die Macht des Unbekannten sowie mystische Ansätze bilden dabei wichtige Bezugspunkte ihrer Arbeiten.

„In meiner künstlerischen Praxis interessiert mich das Malen im „erweiterten Feld“, also das Ausdehnen und In-Frage-Stellen von Definitionen des Mediums Malerei und der vermeintlichen Subjektivität des Malers. Wie manifestiert sich der Körper in der Malerei psychologisch, physisch und sozial? Das hinterfrage ich zum Beispiel durch fortlaufende Zusammenarbeit in Künstlerkollektiven und mit Kunsthandwerker*innen oder indem ich mit meinen Arbeiten immer wieder den klassischen weißen Ausstellungsraum verlasse und diesen in und mit dem Außenraum oder durch ortsspezifischen Setzungen erweitere."

Kerstin Brätsch, geboren in Hamburg, lebt und arbeitet in Berlin und New York. Mit Adele Röder arbeitet sie seit 2007 als das Gemeinschaftsprojekt DAS INSTITUT, mit Debo Eilers seit 2010 unter dem Projektnamen KAYA. Ihre Arbeiten wurden unter anderem im MoMA (New York, 2019), auf der Whitney Biennale (New York, 2017, als KAYA), im Museum Brandhorst (München, 2017), den Serpentine Galleries (London, 2016 als DAS INSTITUT) und auf der 54. Venedig Biennale (Venedig, 2011, als DAS INSTITUT) gezeigt.