Die Neuen Auftraggeber von Waldeck-Frankenberg

Auftraggeber*innen: Wasserinitiative Waldeck-Frankenberg


Mediator*innen: Mirl Redmann und Roland Knieg


Künstler*innen: nachbars garten


Zeitraum: 2020 fortlaufend


Partner: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Universität Göttingen, Fondation de France, Landkreis Waldeck-Frankenberg

Es geht ums Wasser

Wer ins nordhessische Waldeck-Frankenberg kommt, den täuscht die Schönheit der Landschaft leicht über einen Prozess hinweg, der hier seit längerer Zeit schleichend und größtenteils unter der Erde seinen Lauf genommen hat: Die fortschreitende Bedrohung der Ressource Wasser.

Die Neubildung von Grundwasser sinkt in der Region seit Jahren, während der Bedarf gleichzeitig steigt. Die Wälder leiden unter häufigeren, lang andauernden Dürreperioden. Urbane Zentren dehnen ihre Wassereinzugsgebiete aus und nutzen Grundwasserspeicher aus immer entfernteren Regionen, zu denen auch Waldeck-Frankenberg gehört. Private Getränkehersteller verwenden mehr und mehr Tiefengrundwasser. Sensible Ökosysteme, die die Wasserversorgung einer Region sicherstellen, werden für fragwürdige Bauprojekte zerstört. Dazu bedrohen großflächiger Einsatz von Pestiziden, synthetischen Düngemitteln und zunehmende Gülleimporte aus Regionen mit viel industrieller Tierhaltung die Wasserqualität.

2018 gründete sich die Wasserinitiative Waldeck-Frankenberg (WIWF), um auf diese Probleme aufmerksam zu machen. Ihre Mitglieder kennen die Natur der Region gut. Sie beobachten landschaftliche Veränderungen aufgrund der Trockenheit und Bodenbelastung mit Sorge und Schmerz.

Die Initiative will deshalb in einen öffentlichen Dialog über diesen Wandel gehen, der sich vor ihren Augen abspielt und der alle betrifft. Die Gruppe will eine größere Sichtbarkeit für die Verletzlichkeit der Ressource Wasser schaffen und zeigen, dass deren Vorkommen nicht selbstverständlich ist. Es soll daran erinnert werden: Wasser ist der Grund dafür, warum überhaupt Leben auf unserem Planeten existieren kann.

Es geht ums Wasser: Wir brauchen und wünschen ein Kunstwerk, das den Instinkt zu beschützen weckt in den Menschen der Region Waldeck-Frankenberg, für das Gut Wasser als Quelle des Lebens.

Dafür wünschen sie sich eine künstlerische Arbeit, die Menschen in ihren unterschiedlichen Hintergründen, Interessen und Weltbildern im Bewusstsein um den Wert des gemeinsamen Gutes Wasser verbindet. Das Werk soll die Verantwortung jedes einzelnen zum Schutz und Erhalt des Wassers zum Ausdruck bringen, ohne dabei belehrend oder pathetisch zu sein.

Die Wasserinitiative hat den Auftrag an das Kollektiv nachbars garten vergeben. Die Künstlerinnen und Künstler realisieren Projekte im öffentlichen Raum. Zuletzt gestalteten sie den Vorplatz für das Deutsche Zentrum für Integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig (iDiv). Prinzipien des Wachsen-Lassens und Konzepte der Interaktion sind Grundlage der Platzgestaltung.

Gemeinsam mit den Neuen Auftraggebern von Waldeck-Frankenberg erarbeitet nachbars garten das Projekt Zeichen Setzen. Es soll jetzige und kommende Generationen in der Region und darüber hinaus ermutigen, gemeinsam, offen und zugewandt an einem Strang zu ziehen und Zeichen zu setzen für etwas, das für alle gleichermaßen dringlich ist: Den Erhalt des Gemeingutes Wasser.

Den Anstoß für diese künstlerische Intervention im Landkreis Waldeck-Frankenberg gab Prof. Dr. Claudia Neu. Sie ist Inhaberin des Lehrstuhls für Soziologie Ländlicher Räume an der Universität Göttingen. Prof. Neu leitete das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt Das Soziale-Orte-Konzept. Neue Infrastrukturen für gesellschaftlichen Zusammenhalt, das im Landkreis Waldeck-Frankenberg von 2017 bis 2020 Bedingungen des Zusammenhalts untersuchte. Ausschlaggebend war hier die Frage, ob Kunst als Initiator von gesellschaftlichem Zusammenhalt wirken kann.

Neben der Anschubfinanzierung aus dem Projekt, leisteten auch der Landkreis Waldeck-Frankenberg sowie die Fondation de France finanzielle Unterstützung. Darüber hinaus unterstütze das Büro des Landrats Dr. Reinhard Kubat, vertreten durch den Leiter der Dorf- und Regionalentwicklung Dr. Jürgen Römer auch in orgnisatorischen Belangen. Der Auftrag der Wasserinitiative ist das erste Projekt der Neuen Auftraggeber im Bundesland Hessen.