Die Neuen Auftraggeber von Steinhöfel

Auftraggeber*innen: Steffen Adam, Regina Funke, Jane Gersdorf, Annegret Huth, Mela Meierhans, Kerstin Neitsch, Beatrix Oppermann, Hannegret Richter


Mediatorinnen: Sophia Trollmann (bis 2021), Lena Ziese


Künstler: ConstructLab, Rimini Protokoll


Zeitraum: 2019 fortlaufend


Partner: Kulturstiftung des Bundes, Fondation de France, Fonds Soziokultur

Älter wird jeder. Aber darüber sprechen viele nicht so gerne. Die Neuen Auftraggeber von Steinhöfel sind sich sicher: Die Herausforderungen, die das Älterwerden auf dem Land mit sich bringt, sind existenziell und gehen alle an. 

Sie wollen die Menschen aus den zwölf Dörfern ihrer Gemeinde mit einem künstlerischen Projekt über das gemeinsame Älterwerden näher zusammenbringen. Gemeinsam mit dem Autorenkollektiv Rimini Protokoll und dem Design- und Architekturnetzwerk ConstructLab wollen sie die Handlungsmöglichkeiten und das Gemeinschaftsgefühl für ein selbstbestimmtes Altern auf dem Land stärken.
 

Gemeinsam gut älter werden

Das Kunstprojekt soll sich zwischen den Dörfern von Steinhöfel aufspannen. Im Rahmen des Projektes werden die Dörfer der Gemeinde deshalb zu Erzählern füreinander. Im Austauschen von Geschichten werden gewachsene Verbindungen wieder sichtbar, die durch Umstrukturierungen in Vergessenheit geraten sind, oder neue Bande entstehen, wo es zuvor nie welche gab.

Das Wiederentdecken und Erfinden von Gemeinsamkeiten und die daraus vor Ort entstehenden künstlerischen Impulse sollen langfristig den Rahmen für nachhaltige eigene Aktivitäten bieten, in denen sich die Menschen der Gemeinde beim Älterwerden unterstützen.

Eine alte schwarz-weiß-Fotografie aus Steinhöfel zeigt drei alte Menschen, die auf einer Bank im Dorf sitzen. Sie sind mittendrin, sichtbar, ansprechbar. Die vergangene Szene ist zugleich das Bild einer möglichen Zukunft. Geteilte Geschichte(n) der Gemeinde werden die Grundlage einer gemeinsamen Zukunftsgestaltung.

Wir wollen in einem Dialog der zwölf Dörfer der Gemeinde Steinhöfel neue Möglichkeiten finden, einander gegenseitig beim Älterwerden zu unterstützen.

In der Recherchephase des Projekts haben Rimini Protokoll und ConstructLab begonnen, die Dörfer von Steinhöfel zu besuchen. Dabei haben sie nach den einfachsten Geschichten gefragt, die Menschen verschiedener Generationen einander weitergeben – nach den Rezepten, mit denen sie jeden Tag ihr Leben meistern aber auch nach dem besten Käsekuchen oder Zwiebelsuppe. Diese Dorfrezepte wurden über ein Jahr hinweg monatlich im Gemeindeblatt veröffentlicht und sind online verfügbar: www.dorfrezepte.de. Sie waren Anlass für ein Dorfrezepte-Fest im Sommer 2021 und sind die Materialgrundlage für weitere Projektschritte in Steinhöfel.

Eine Neue Auftraggeberin von Steinhöfel hält eine Speise und einen Tee in den Händen
Foto: Victoria Tomaschko
Auftraggeberin von Steinhöfel Regina Funke präsentiert ihr Dorfrezept auf einem großen Schild

Auftraggeberin Regina Funke bei der Präsentation der Dorfrezepte

Foto: Victoria Tomaschko
Auftraggeberin von Steinhöfel Hannegret Richter spricht im Radiointerview

Auftraggeberin Hannegret Richter im Radiointerview

Foto: Victoria Tomaschko
Postkarte zum Sammeln von Dorfrezepten von Steinhöfel

Postkartengestaltung zum Sammeln von Dorfrezepten

Im Sommer 2022 haben die Neuen Auftraggeber von Steinhöfel zusammen mit ConstructLab einen nächsten großen Schritt erreicht: 14 Tage lang wurde auf dem Dorfanger in Hasenfelde und Heinersdorf geschraubt, gesägt, genäht, gekocht und diskutiert. Entstanden ist der Kistenflitzer, ein mobiler und multifunktionaler Begegnungsort für die Dörfer der Gemeinde. Als elektrisch unterstützter Anhänger passt er an jedes Fahrrad. Ein modulares Systhem aus Kisten setzt seinen Einsatzmöglichkeiten keine Grenzen. Es gibt bereits eine Sportkiste, eine Kinokiste, eine Coctailbar-Kiste, eine Regional- und Kirchenkiste.

Ein Bewohner und ein Kind bereiten beim Bauworkshop Steinhöfel einen Stand vor

Bauworkshop

Foto: Victoria Tomaschko
Eine Person der Neuen Auftraggeber von Steinhöfel steht vor dem Kistenflitzer und hält Dorfwappen in den Händen

Kistenflitzer und Dorfwappen

Foto: Victoria Tomaschko
Mehreren Personen der Neuen Auftraggeber von Steinhöfel halten ein großes Banner in den Händen
Foto: Victoria Tomaschko

Für das Design des fahrenden Treffpunktes wurden zusammen mit den Dorfchronist:innen Geschichten aus den Dörfern gesammelt und verwoben. Entstanden ist ein auffälliger Hingucker der Bezug nimmt auf die Geografie und die Wappen der Ortsteile der Gemeinde.

Gemeinsam alt werden heißt Alltag teilen: Mit dem Kistenflitzer und den Workshops haben die Neuen Auftraggeber von Steinhöfel neue Momente von Gemeinschaft geschaffen: Ob beim gemeinsamen Skat spielen beim neu etablierten wöchentlichen Dorfanger-Treff oder beim gemeinsamen Aufbau des Kistenflitzers bieten sich im weiteren Verlauf des Projektes vielfältige Möglichkeiten der Auseinandersetzungen mit dem Älterwerden in Gemeinschaft. Wenn es darum gehen wird, Orte erzählend neu zu beschreiben wird Rimini Protokoll dort ansetzten.