Die Neuen Auftraggeber von Schwarzheide / Lauchhammer

Auftraggeber*innen: Ingo Senftleben, Paul-Gerhard Thiele, Schülerinnen und Schüler des SeeCampus


Mediator*innen: Lea Schleiffenbaum, Gerrit Gohlke


Künstlerin: Sol Calero


Zeitraum: 2014 – 2022


Partner: Förderverein Schwarzheide-Lauchhammer e.V., Landkreis Oberspreewald-Lausitz, Fondation de France, BASF Schwarzheide GmbH, BKV Potsdam e.V.

Casa Isadora

Der SeeCampus Niederlausitz ist ein Zukunftsort. Zusammengewachsen aus verschiedenen Schulen in Lauchhammer und Schwarzheide, vereint er heute ein Gymnasium und ein Oberstufenzentrum mit modernsten technischen Lehrmöglichkeiten, dient als lokales Sportzentrum und beherbergt die kommunale Bibliothek. Generationen von Schülerinnen und Schülern entdecken hier die Interessen, die ihre Lebendgestaltung prägen werden oder durchlaufen ihre berufsbegleitende Ausbildung.

Doch damit wollte sich der Förderverein der Schule nicht zufriedengeben. Kurz nach der Eröffnung des Campus wurde entschieden, dass das Gebäude durch ein Kunstprojekt ergänzt und erweitert werden sollte. Wie dieses Projekt aussehen würde, sollten die Schülerinnen und Schüler und übrigen Schulnutzer:innen entscheiden. Begleitet durch die Mediation der Neuen Auftraggeber wurden diese ausführlich befragt, welche kreative Veränderung des Gebäudes sie sich wünschen würden. Das Votum der Befragten war eindeutig: Sie wünschten sich einen eigenständigen, gestaltbaren Raum als Rückzugsort und Treffpunkt. Die funktionale Architektur mit ihren Fachkabinetten und der herausgehobenen Lage am See erfüllt viele Wünsche. Sie bietet aber gerade auf Grund ihrer energieeffizienten Bauweise wenig Freiräume für Pausen und wenig Fläche zur kreativen Weiterentwicklung. Dies, so der Wunsch der Schülerinnen und Schüler, sollte das Kunstprojekt leisten. Es sollte einen Raum hinzufügen, den es so nur am SeeCampus geben würde und der auch das Engagement der Lernenden für ihren Lernort abbilden würde.

Die international renommierte Künstlerin Sol Calero, 1982 in Caracas, Venezuela, geboren, schafft ebensolche sozialen Räume. Ihre Pavillons mit unterschiedlich gestalteten Wänden, selbstgebauten Möbeln und Pflanzen können als begehbare Gemälde beschrieben werden. Einer davon – Casa Isadora – wurde außerhalb der direkten Sichtachse des SeeCampus auf einer grünen Wiese neben dem Sportplatz des SeeCampus aufgestellt. Die offene, überdachte Struktur mit mobilen Sitzmöbeln ist Plattform und Bühne zugleich.

Der Pavillon ist ursprünglich für eine Ausstellung im Brücke Museum entworfen worden und wurde anschließend im Contemporary Copenhagen ausgestellt. Der Titel der Arbeit verweist auf Isadora Duncan (1877 -1927). Die US-amerikanische Tänzerin sah ihre Hauptaufgabe nicht in Tourneen oder Aufführungen, sondern in einer emanzipatorischen Erziehung der Jugend. Duncan gründete im Verlauf ihres Lebens mehrere Schulen für zeitgenössischen Tanz.

Mit der Übergabe der Arbeit an die Schülerinnen und Schüler des SeeCampus schließt sich also ein Kreis. Sie sind es, welche die Casa Isadora mit Leben füllen und den Pavillon zu dem machen, was er nach dem Willen Sol Caleros sein soll: Ein Ort der Interaktion, wo einerseits gemeinsam gelacht, diskutiert, musiziert werden kann, wo man andererseits aber auch entspannt verweilen kann.

Die Künstlerin hat den Pavillon in einem 3-tägigen Workshop gemeinsam mit einer Schüler:innengruppe neu gestaltet. Im Anschluss an den Workshop haben die Schülerinnen und Schüler eine Arbeitsgruppe gebildet, die sich nun an um Erhalt, Erweiterung und Nutzung des Pavillons kümmert.

Ein Werk wie Casa Isadora ist nie abgeschlossen, sondern entwickelt sich im Dialog derer weiter, die es pflegen und nutzen. Sie vervollständigen Caleros „begehbares Gemälde“ und erlauben ihm, in immer neuen Konstellationen aufzutreten. Dieses Eigenleben ist der Künstlerin wichtig. Es spiegelt den Lauf der Zeit, den Schulalltag, den Generationenwechsel.

Als Vorstufe des heutigen Projekts luden Neue Auftraggeber und Förderverein internationale Künstler:innen zu einem mehrjährigen Beteiligungsverfahren ein. Daraus wurde ein erstes Kunstprojekt entwickelt, das sich als nicht umsetzbar erwies. Mit einer zweiten Mediatorin wurde das SeeCampus-Projekt neu aufgesetzt.