Die Neuen Auftraggeber von Marl

Auftraggeber*innen: Hannelore Apitzsch, Werner Eisbrenner, Monika Kaczerowski, Kurt Langer, Heidi Pfeifer, Irene Rasch-Erb, Rolf Schumann (†), Brigitte Schumann-Knauff, Dr. Ulrich  Spies, Karin Wagner, Paul Wagner


Mediatorin: Lea Schleiffenbaum


Künstlerin: Sasha Waltz


Zeitraum: 2019 fortlaufend


Partner: Kulturstiftung des Bundes

In C – Marler Partitur

Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Marl besitzen einen Schatz, der seinesgleichen sucht: In einem anspruchsvollen Bauprogramm wurde im Laufe der 1950er und 1960er Jahre die Errichtung von Schulbauten, eines völlig neuartigen Rathaustypus und anderer Gemeinschaftsgebäude beschlossen. So wollte man nach dem Krieg ein neues demokratisches Miteinander entwickeln.

Bis heute machen Einrichtungen wie das Einkaufszentrum mit integrierter Bildungseinrichtung oder die Durchdringung des Stadtbildes mit herausragenden Skulpturen aus Marl ein allen seinen Bürgern zugängliches Modell kultureller Teilhabe. Wo anderswo Biennalen punktuell Glanz verbreiten, haben in Marl Kunst und Kultur eine dauerhafte Präsenz im Stadtbild.

Die Neuen Auftraggeber von Marl möchten dieses innovative Stadtverständnis wieder ins Bewusstsein der Stadtgemeinschaft rücken und für neue Generationen öffnen. Für diese Aufgabe konnten die Neuen Auftraggeber von Marl die international renommierte Choreographin Sasha Waltz gewinnen. Ihr Projekt In C – Marler Partitur erweckt das kulturelle Erbe der Stadt Marl mit tänzerischen Mitteln zum Leben.

Wir wollen das kulturelle Erbe der Stadt, Marls einzigartige Bauwerke der 1960er und 1970er Jahre, miteinander verbinden und für eine neue Generation erschließen.

Die Auftraggebergruppe mit Sasha Waltz und Team beim Stadtrundgang

Die Auftraggebergruppe mit Sasha Waltz und Team beim Stadtrundgang

Foto: Florian Wagner
Gruppe beim Tanzen in einem Gebäude in Marl

Proben zu "In C – Marler Partitur"

Foto: Florian Wagner
Tanzgruppe auf einem öffentlichen Platz in Marl

Aufführung von "In C – Marler Partitur"

Foto: Florian Wagner

Eine intuitive Gemeinschaftserfahrung für eine ganze Stadt

Sasha Waltz‘ In C – Marler Partitur greift auf Terry Rileys Komposition In C (1964) zurück, mit der die Kompagnie schon in anderen Projekten Erfahrungen sammelte. Sie ist aus 53 musikalischen Phrasen zusammengefügt ist, welche nach eigenem Ermessen der Musiker*innen wiederholt werden können. Die Choreografie folgt diesem Prinzip und sieht 53 Bewegungsfiguren vor, die sich in einer klaren Regeln folgenden „strukturierten Improvisation“ überlagern und verschieben können. In einem mehrmonatigen Prozess organisierten sich Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, um diese Figuren ganz oder in vereinfachter Form einzuüben.

An einem Präsentationswochenende im September 2022 wurde In C – Marler Partitur von diesen Bürgergruppen an unterschiedlichen Orten in der Stadt aufgeführt. Am Aufführungswochenende bewegten sich die Akteure spiralförmig zum Stadtzentrum, wo am Ende des zweiten Tages die Großaufführung mit allen Teilnehmenden und Tänzer:innen der Kompanie Sasha Waltz & Guests stattfand.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Großaufführung nicht als Finale, sondern als Auftakt zu verstehen ist. So wird Marl zu einem Bewegungsbild, dessen Mitwirkende sich ständig zu allen anderen in Beziehung setzen, die Figuren der Partitur praktizieren. Dabei tritt eine intuitive Gemeinschaftserfahrung an die Stelle sprachlicher Diskursformen. In C — Marler Partitur kennt keine Hierarchie und schließt niemanden aus. Es ist ein Aufruf an alle Marler Bürgerinnen und Bürger, mitzutanzen und das Marl der Zukunft gemeinsam zu gestalten.