Mediation zwischen (Ko-) Produktion und Vermittlung

27. + 28.5.2021, Online-Veranstaltung

Einblicke in die mediatorische Praxis der Neuen Auftraggeber für und mit Kunst- und Kulturvermittler*innen

Mit diesem Workshop für Kunst- und Kulturvermittler*innen geben wir Einblicke in die Prozesse der Mediation, die hinter der Begleitung von Kunst im Auftrag von Bürger*innen stehen. Wir stellen das spezielle Neue-Auftraggeber-Modell der aktiven lokalen Teilhabe an ambitionierten künstlerischen Projekten vor und berichten von den Chancen, Besonderheiten und Herausforderungen, denen Mediator*innen – als Vermittler*innen in einem weit gefassten Sinne – begegnen, während sie gemeinsam mit Bürger*innen und Künstler*innen gemeinnützige Projekte umsetzen.

Video: 1. Workshoptag, Gespräch zwischen Alexander Koch und Amanda Crabtree über 30 Jahre Neue Auftraggeber in Europa

"Kunstvermittler*innen, deren Aufgabe darin besteht, Kunstwerke und Öffentlichkeit miteinander zu verbinden, empfiehlt das Protokoll, das gleiche mit Menschen zu tun: Verbindungen zwischen Künstler*innen, Auftraggeber*innen und allen anderen beteiligten Akteur*innen zu schaffen."
François Hers: Das Protokoll der Neuen Auftraggeber, 3. Absatz (1990)

Mediator*innen der Neuen Auftraggeber arbeiten seit den 1990er Jahren in Frankreich, Deutschland und darüber hinaus auf Basis desselben Protokolls: Von der ersten Idee bis zur Realisierung fertiger Werke begleiten sie Bürger*innen durch einen ergebnisoffenen und anspruchsvollen Prozess, um deren Anliegen in Formen und Projekte zeitgenössischer Kunst zu übersetzen. Diese Prozesse können vielerlei Gestalt annehmen. Sie hängen von den jeweiligen Perspektiven und Bedürfnissen ab, die alle Beteiligten einbringen und sie verankern so eine demokratische(re) Gestaltung des Kunstbetriebs bereits auf der Ebene der Produktion.

Ob sich Menschen in zwölf benachbarten Dörfern mit ihrer Sorge über das Älterwerden auf dem Land auseinandersetzen, sich dem schwelenden Konflikt um ein Gemeindehaus stellen oder den Garten eines Arbeitslosenzentrums zum bisher fehlenden Gemeinschaftsort für eine ganze Stadt verwandeln – am Anfang jedes Auftrags steht im Vermittlungsmodell der Neuen Auftraggeber die lokale Fragestellung, das gemeinsame Anliegen einer Gruppe von Bürger*innen. Mediator*innen mit Erfahrung und Know-How der Kulturproduktion begleiten die Gruppen von der Formulierung und Veröffentlichung ihres Auftragsanliegens über die Suche nach passenden Künstler*innen und Verbündeten bis hin zu Entwurf und Umsetzung der künstlerischen Vision vor ihrer Haustür.

Künstler*innen entwickeln dabei ungewöhnliche und oft überraschende Antworten und Perspektiven auf die Anliegen ihrer Auftraggebergruppen. Menschen mit wenig oder keinen Vorkenntnissen im Bereich zeitgenössischer Kunst setzen einiges in Bewegung, wenn sie vom Entwurf bis zur Umsetzung mit Künstler*innen und Mediator*innen zusammenarbeiten und im Laufe der Auftragsprozesse selbst zu Expert*innen werden, die das von ihnen beauftragte Kunstwerk letztlich am kompetentesten erklären können.

Wie verbinden sich in der Praxis der Mediator*innen Kenntnisse aus der Kunst und ihrer Vermittlung mit gelebter sozialer Verantwortung, Projektmanagement und politischer Arbeit? Wie lässt sich eine Kunstproduktion im Auftrag von Bürger*innen als gemeinschaftliche Praxis in Zukunft in der Gesellschaft verankern?

Wir laden dazu ein, dieses Handlungsmodell auf Basis des Protokolls der Neuen Auftraggeber in einer Werkstattatmosphäre kennenzulernen. Wir berichten aus unseren jeweiligen persönlichen und projektgebundenen Erfahrungen als Mediator*innen über typische Situationen unserer Arbeit, nehmen Bezug auf wiederkehrende Akteurskonstellationen und lassen Raum, um diese gemeinsam mit den Teilnehmenden in Bezug auf ihre eigenen Praxen zu reflektieren.

Impulse für die Diskussion werden dabei unter anderem zwei Gastrednerinnen setzen: Amanda Crabtree, langjährige Mediatorin und Vorsitzende der französischen Societé des Nouveaux commanditaires, sowie Judith Laister, Kulturanthropologin in Graz.

PROGRAMM

Donnerstag, 27.5.2021, 10.45–13.45 Uhr

  • Vorstellung der Methoden im Modell Neue Auftraggeber und entwicklungsgeschichtliche Hintergründe einschließlich Darstellung beispielgebender Projekte: Gerrit Gohlke (Regionalentwicklungsleiter) undAlexander Koch (Direktor)
  • Die Mediatorin Amanda Crabtree im Gespräch mit Alexander Koch über 30 Jahre Neue Auftraggeber in Europa (auf Englisch)
  • Im Anschluss: Raum für informelle Gespräche

Freitag, 28.5.2021, 10.45–14 Uhr

  • Judith Laister: Der Kunst ihre Zeit. Impulsvortrag und Diskussion über die Prozesse und Akteurswelten der Kunst im Bürgerauftrag
  • Im Anschluss: Werkstattgespräche mit Mediator*innen und Organisator*innen der Neuen Auftraggeber und gemeinsames Plenum

An beiden Tagen besteht nach der Veranstaltung die Möglichkeit, in individuellen Gesprächen Kontakt aufzunehmen und spezifische Fragen zu stellen.

TEILNAHME

Die Teilnahme ist kostenlos. Um Räume für persönlichen Austausch gestalten zu können, begrenzen wir die Anzahl der Teilnehmer*innen auf maximal 40 Personen. Wir bitten um Anmeldung bis spätestens 22. Mai 2021 an redmann@neueauftraggeber.de.

ORGANISATOR*INNEN, DISKUTANT*INNEN, MENTOR*INNEN FÜR KLEINGRUPPENARBEIT

Susanne Burmester
Mediatorin in Mecklenburg-Vorpommern, Journalistin und Kuratorin

Amanda Crabtree
Mediatorin in Frankreich (Hauts-de-France)

Holger Friese
Mediator in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, Medienkünstler und Gestalter

Gerrit Gohlke
Leiter Regionalentwicklung der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber

Kathrin Jentjens
Mediatorin im Rheinland, Kunsthistorikerin und Kuratorin

Alexander Koch
Direktor der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber

Judith Laister
Kulturanthropologin

Mirl Redmann
Mediatorin in Kassel, Kulturwissenschaftlerin und Kunstvermittlerin

Lea Schleiffenbaum
Mediatorin in Brandenburg-Süd und Ruhrgebiet, Kunsthistorikerin und freischaffende Kuratorin

Sophia Trollmann
Koordination Projektentwicklung der Gesellschaft der Neuen Auftraggeber, Mediatorin in Brandenburg, Kulturwissenschaftlerin


Die Veranstaltung ist gefördert von der Bundeszentrale für politische Bildung.